Johann Heermann (1644)
Des Hl. Bernhard Freuden-Gesang
[full text below recording and images]
the “zwölf geistliche Gesänge” (Heinrich Schütz, 1657, edited by Christoph Kittel, organist, and one of Schütz deputies at the Dresden court) contain a 4vv composition on which the entire ‘jubilus Bernardi‘ can be sung (49 stanzas) in the German translation of Johann Heermann (“Devoti musica cordis”, 1644).
The ‘jubilus bernardi’, Jesus dulcis memoria, is an ode to the sweet (salutary) name of Jesus attributed to Bernard of Clairvaux, ca. 1100. The composition is a clever arrangement. Schütz composed a ‘fiver’ (set of five stanzas): Choir I and Choir II sing four stanzas alternatim, in the fifth they join forces, with the last line in sesquialtera (change of metre, see below, highlighted red), announcing the provisional end or better: the ‘repeat’ of the music with the next fiver (‘repete ab initio’, da capo green), or a selection of one’s own predilection. Schütz leaves all options open, even mentioning them explicitly in the preface. He finishes it off with a festive ‘Deutsch Gloria’ in the same metre, that can be added ‘wherever one wants to stop’ (yellow).
NB: To achieve this arrangement, Schütz needed a 50th stanza (of his own making, or did the the editor and originator of this collection, Christoph Kittel, supply one?).
- O süsser Jesu Christ, wer an dich recht gedenket,
dem wird sein Herze bald mit Freud und Lust getränket.
Wer dich schon bei sich hat, von dem weicht alles Leid,
da übertrifft dein Trost auch alle Süssigkeit. - Nichts kann des Menschen Zung und Mund so lieblich singen,
nichts kann so angenehm an unsern Ohren klingen,
nichts ist, das unser Sinn kann denken, ob es schon
sehr köstlich ist, als dich, o Jesu, Gottes Sohn. - Du bist die Hoffnung des, der sich zu dir bekehret,
du bist freigebig dem, der von dir was begehret,
du bist barmherzig dem, der dich sucht mit Begier,
und wer dich findt, der findt das höchste Gut in dir. - O Jesu, süsser Held, du süsse Freud und Wonne
des Herzens, du Brunn des Lebens, o du Sonne
des, der im Finstern sitzt: nichts ist denn du allein,
was ich mir wünsch und was mir mag erfreulich sein. - Was Jesum lieben sei, kann keine Hand beschreiben;
kein Mund kanns sprechen aus, nur der, nur der kanns gläuben,
der es erfahren hat, der Jesum hat geliebt,
der ihn noch liebt und sich in seine Lieb ergibt. - Ich suche dich des nachts im Bette, wo du pflegest
zu ruhen, wo du dich in meinem Herzen legest,
das wohl verschlossen ist. Da will ich für und für
mit Liebe suchen dich, bis du dich zeigest mir. - Maria kommt sehr früh zum Grabe, dich zu suchen,
da noch der Sonnen Glanz nicht ist hervorgebrochen.
So früh such ich dich auch; mein Herze blickt dich an,
obgleich das Auge dich jetzt nicht beschauen kann. - Die Stätte da du bist, will ich mit Tränen netzen,
ich will in Demut mich zu deinen Füssen setzen
und seufzen fort und fort, ergreifen will ich dich
mit meines Glaubens Hand: Du wirst erhalten mich. - Du grosser Wunderheld, du starker überwinder
des Satans und der Welt, du Trost der armen Sünder,
du höchste Süssigkeit, die jedermann begehrt,
die alles in der Welt, was bitter ist, verzehrt, - ach bleibe du bei uns mit deiner Treu und Güte,
treib aus die Finsternis aus unserem Gemüte,
durch deines Lichtes Glanz, mach alles hell und schön,
so wird die Welt und wir mit ihr in Freuden stehn. - Die Wahrheit leuchtet mir gleich einer hellen Kerze
wann du, o großes Licht, mir scheinest in mein Herze.
Die Eitelkeit der Welt acht ich wie einen Dunst,
es brennet innerlich zu dir der Liebe Brunst. - Nichts, ach nichts is so süss. es kann auch nichts erwecken
mir so viel Süßigkeit, als deine Liebe schmecken
Sie ist viel tausendmal mir lieber jederzeit
denn daß ichs sagen kann hier in der Sterblichkeit. - Die Liebe, die hat dich an Kreuzpfahl angeschlagen
und dein Blut dir gekost’t, dadurch ich bin vertragen
daß ich Gott soll in seiner Herlichkeit
anschauen ewiglich, von aller Angst befreit. - Ihr alle, die ihr euch laßt Gottes Kinder nennen
ach, lernet Jesum doch, das Heil der Welt, erkennen!
Ach, suchet ihn mit Fleiß, ach, werdet ganz entzündt
in Gegenlieb je mehr und mehr, bis ihr ihn findt! - Du, du, o Jesu, bist die Hauptquell aller Gnaden,
die Hoffnung aller Lust, das Heil für allen Schaden,
Wie groß er auch mag sein, aus dir fleußt alles her
was uns erfreuen kann, du volles Freudenmeer. - Laß mich empfinden doch die Menge deiner
mein frommer Jesu Christ. So oft ich mich betrübe,
o komm zu mir, so laß mich spüren deine Kraft,
dadurch wird alle Noth und Trübsal abgeschafft. - Kann ich nicht wie ich soll nach Würden dich erheben
will ich doch schweigen nicht, so lang in mir das Leben
Und noch ein Athem ist. Die Liebe macht mich kühn
zu deinem Ruhm, der ich in dir recht fröhlich bin. - Dein liebreich Herz allein mit seinen süßen Gaben
kann mein Gemüth in Noth am allerbesten laben,
Es macht mich satt und bringt doch keinen Überdruß,
je mehr ich essen kann, je mehr ich hungern muß. - Wer dich geschmecket hat, der kann sich nicht erfüllen
mit deiner Süßigkeit, der kann den Durst nicht stillen,
Wer einmal trinkt von dir. Nur die begehren dein,
die, Jesu, gegen dir in Lieb entzündet sein. - Wer sich, o Jesu, sezt, wo sich die Ström ergiessen
die Ströme deiner Lieb, und kann ihr’r so genießen,
Daß er sich trunken trinkt, der kann recht sagen mir,
was man für Süßigkeit sich holen könn in dir. - O du, der Engel Zier, zum Heil der Welt erkoren
du süßester Gesang und Klang in meinen Ohren,
Du bist mir Honigseim im Munde, bin ich krank,
das Herz erquickest du mehr denn der Götter Trank. - Viel tausendmal wünsch ich nach dir, du hast vernommen
mein Seufzen ohne Zahl: wann willst und wirst du kommen
Und mich erfreuen recht, du meine Freud und Luft?
wann sättigest du mich, du beste Speis und Kost? - Die Lieb in dir zu mir, so stets und immer währet
macht mich für Liebe krank. Ich werde ganz verzehret
Wo du, mein Arzt, nicht kommst, du süßer Jesu Christ:
komm doch, komm doch, der du die Frucht des Lebens bist! - Du höchste Gütigkeit, du Wollust meines Herzens
du unbegreiflich Gut, du Stiller alles Schmerzens:
Ach komm, umfahe mich mit deiner Lieb und Huld,
die mir weit lieber ist denn alles Gut und Gold. - Nichts ist so gut, nichts ist so nüßlich mir und allen
als, Jesu, lieben dich und dir allein gefallen,
ja suchen nichts denn dich. Ich will absterben mir,
nur daß ich leben mög in dir und dienen dir - O süßer Jesu Christ, mehr süß denn alles Süße,
du meiner Seelen Trost, merk auf, wie ich vergieße
Die Thränen Tag und Nacht: dieselben suchen dich,
und mein Gemüth in mir schreit nach dir inniglich. - Ich sei auch wo ich sei, so stehet mein VerLangen
nach Jesu immerdar. Wann ihn mein Herz umfangen
Und bei sich haben wird, wie fröhlich werd ich sein,
und so er bleibt in mir, bleibt auch der Himmel mein. - Da will ich ihn aus Lieb an meine Brust andrücken
und er mich wiederum. Da will ich mich erquicken
Durch manchen süßen Kuss, glückselig ist das Band,
das mich mit ihm verknüpft. Doch kurz ist der Bestand - Hier in der kurzen Zeit, dort werden wir beisammen
verbleiben ewiglich. Da werden sich die Flammen
Der Lieb je mehr und mehr erheißen, keine Zeit
wird mich ihm und ihn mir entziehn in Ewigkeit. - Wolan, was ich gesucht, das hab ich glücklich funden,
was ich begehrt ist hier und mit mir gnau verbunden.
Ich bin von Liebe matt und doch auch stark dabei,
mein Herz ist voller Brunst: nach dir ich ruf und schrei. - Wer also dich mit Lieb in seinem Herzen träget,
o Jesu, liebstes Lieb, wie dich zu tragen pfleget
Diß mein verliebtes Herz, da kann nichts überall
die Liebe leschen aus. Sie bleibet fest als Stahl. - Da diese Liebesbrunst kann nichts denn allzeit brennen,
die wundersüße Kraft läßt sich nicht von ihr trennen,
Sie schmeckt erfreulich dem, der sich mit ihr erfrischt
und glücklich seinen Trank mit ihrem Safte mischt. - Diß ist die Lieb und Gunst, die aus dem Himmel kommen,
die mir das Herz im Leib und alles eingenommen,
Die Mark und Bein durchkreucht, die alles zündet an,
was in mir ist, die mir den Geist erfreuen kann. - O selig und noch mehr denn selig iet zu preisen
das Feuer dieser Lieb, und der es kann beweisen,
Daß er den Herren liebt: wer diese Liebe fühlt,
der hiezt in Lieb und wird doch auch in Angst gekühlt. - O du Jungfrauen-Sohn, du edle Blum entsprossen
aus königlichem Stamm, o Liebe, ganz umfloßen
Mit süßer Süßigkeit: dir sei Lob, Ehr und Reich
jezt und in Ewigkeit, dir ist kein König gleich. - Komm, komm, du König, komm, hoch über alle Götter,
du Vater großer Ehr und mehr denn andre Väter!
O komm und brich herfür durch deinen hellen Schein,
wir haben längst gewart’t und warten täglich dein. - Dein warten wir, der du bist schöner denn die Sonne
wann sie durch ihren Glanz der Welt gibt Licht und Wonne,
Der du bist lieblicher denn man den Balsam acht’t,
süß über alles, was sonst alles süße macht. - Dein köstlicher Geschmack kann meiner Seel erteilen
Gesundheit, dein Geruch kann mein Gewißen heilen
Wann mein Gemüthe sich befindet ganz verschmacht’t
und denkt an dich, sind ihm die Kräfte wiederbracht. - In dir erlustigt sich mein Herz und alle Sinnen,
wann mir vor Angstbarkeit will aller Trost zerrinnen,
Die Liebe wird in dir in höchstem Grad gestellt,
o du, mein Ruhm, o du, du Heiland aller Welt! - Mein liebster, der du fliesst zu deines Vaters Rechten
ach, komm doch wiederum und hilf uns, deinen Knechten,
Führ uns hinauf zu dir, der du durch deine Hand
den Feind erleget hast und unsre Noth gewandt. - Ich will dir folgen nach, wo du mir hin wirst zeigen
den Weg mit deinem Gang; mit dir will ich ersteigen
das Schloss der Seligkeit, ich bin dein Eigentum,
nichts scheidet dich und mich, o aller Menschen Ruhm. - Auf, auf, macht euch bereit, auf, o ihr Himmelskinder,
ihr Bürger jener Welt: hier ist der überwinder
des Satans; gehet ihm entgegen, singt und klingt:
Der König sei gegrüsst, der uns das leben bringt. - Du König gross von Kraft, du König aller Ehren,
der du dem Teufel kannst sein höllisch Reich zerstören
und schenkest uns den Sieg: zu Gnaden kommt zu dir,
wer Gnade sucht, o du des Himmels Freud und Zier! - Du Brunn der Güt und Huld, du Sonne, die uns leuchtet
ins rechte Vaterland, du Tau, der uns befeuchtet
mit Gnaden: ach vertreib die Wolken schwarz vor Leid
und lass uns gehen auf das Licht der Freudigkeit! - Der Engel Cantorey lässt alle Stimmen klingen
und preiset deine Treu; die Auserwählten singen
von deinem Ruhm, denn du erfreuest alle Welt,
weil du Gott gegen uns zufrieden hast gestellt. - Mein Jesus ist mein Fürst des Friedens, er regieret
in lauter Fried und Ruh, im Frieden, welchen spüret
ein jedes gläubig Herz, im Frieden, den die Schrift
nicht gnugsam rühmen kann, der alles übertrifft. - Dahin mein Herze denkt, darauf sich alle Sinnen,
und was mehr in mir ist, nicht gnugsam freuen können.
Ach dass ich doch nur bald an diesen Friedensort
eingehen sollt: ach wie wollt ich so willig fort! - Mein liebster Jesus ist zum Vater wieder kommen
in seiner Himmelfahrt und hat da eingenommen
das Reich der Herrlichkeit. Mein Herze weicht von mir,
es läuft ihm eilends nach, es sucht ihn mit Begier. - Wohlauf, ich will ihn jetzt mit Lobgesang erheben
und stündlich rufen an, bis dass er mir wird geben,
was er mir hat verdient durch seines Kreuzes Pein;
alsdann werd ich bei ihm und mit ihm fröhlich sein. - Und mit des Himmels Heer von vielen tausend Scharen
zu singen immerdar dort ewiglich fortfahren:
“Das Lamm hochwürdig ist zu nehmen mehr und mehr
Kraft, Weisheit, Reichtum, Stärk und Lob und Preis und Ehr.”
This is an extra stanza, only in SWV 427 – Schütz needed 50 stanzas for his
musical setting, in which he delivers music for a set of 5 stanzas, then a repeat is possible. Follows in this edition Deutsch Gloria zum Beschluss des Jubelgesangs:
Nun sei dem Vater Dank, der uns den Sohn gegeben,
dem sei zugleich die Ehr und seinem Geist daneben.
Wir wollen Vater dich und Jesum und den Geist
hier loben immerdar und ewig allermeist.
Amen.